Von Josef Klein

Wenn gefragt wird, warum Jesus Christus für viele Christenmenschen so wichtig ist, kommt meist als Antwort: Weil er für unsere Sünden gestorben ist und uns dadurch erlöst hat. Wenn man aber in den Evangelien nachliest, was Jesus getan und gesagt hat, erfährt man: Jesus hat Kranke geheilt, Sünden vergeben, mit verachteten Menschen zusammen gegessen. In diesem Tun verdeutlichete Jesus seine Botschaft vom Reich Gottes. Von Jesus findet man keine Aussagen, durch seinen Tod würden uns Menschen Sünden vergeben. Nach Jesu Auferstehung haben die frühen Christen, vor allem Paulus, den Glauben, durch Jesu Tod seien wir von unseren Sünden erlöst, formuliert.

Jesus glaubte an das Reich Gottes und predigte und handelte in dem Sinn. Was Jesus mit der Reich-Gottes-Predigt sagen wollte, drückte er oft in Gleichnissen vom Säen und Wachsen aus. Dahinter steht die Erfahrung, dass der Sämann nicht bestimmen kann, ob sein Tun erfolgreich sein wird. Er muss auch mit Misserfolgen rechnen. Aber wenn er nicht aussät, also überhaupt nicht aktiv wird, wird er keine Ernte einfahren können. Die Aussaat erfolgt im Vertrauen auf eine gute Ernte.

Für mich ein ganz wichtiges Gleichnis ist das, in dem Jesus das Reich Gottes mit einem Senfkorn vergleicht. Dieses winzige kleine Korn, was soll man ihm schon zutrauen? Aber voller Hoffnung sät man es aus. Es wird zu einem großen Gewächs. Dieses Bild ermutigt, trotz aller Skepsis den ersten Schritt auf das Gute hin zu wagen. Das große Gewächs bietet, so erzählte Jesus, den Vöglen in seinem Schatten Schutz. Mit dem Bild deutet Jesus an, es geht nicht nur um den Einzelnen, es geht um ein gutes Zusammenleben, auch mit Schwächeren.

Was Jesus unter Reich Gottes verstand, machte er außerdem mit dem gemeinsam Mahlhalten deutlich. Daran erinnern uns heute Abendmahl und Eucharistiefeier. Aber wer heute an dem (katholischen) Mahl teilnehmen darf, muss richtig glauben. So dachten damals auch die Schriftgelehrten. Sie fragten Jesus: Wie könnt ihr mit Zöllnern und Sündern essen und trinken? Jesus dachte anders. Seine Antwort: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Auch hier wird deutlich: Jesus heilte und ermöglichte so Gemeinschaft.

Jesus hat in seiner Predigt davon gesprochen, dass Sünder und Fromme, Geladene und Ungeladene nicht erst im Jenseits, sondern im Hier und Jetzt gemeinsam am Tisch sitzen. Dann, so Jesus, geschieht Reich Gottes. Es beginnt hier bei uns, wenn wir trotz aller Rückschläge respektvoll das gute Zusammenleben versuchen. Gott wird unser Tun vollenden. Wegen dieser Hoffnung machenden Botschaft ist Jesus Christus für viele Christenmenschen so wichtig.