Die Christkönigkirche
Anschrift
Kirche
Marienburger Straße/Seelacher Weg
71522 Backnang
Pfarramt
Marienburger Straße 5
71522 Backnang
Geschichte
Seit Kriegsende wuchs die Einwohnerzahl Backnangs durch den Zustrom vieler Heimatvertriebener und durch den Zuzug von vielen Arbeitskräften in der industriell aufstrebenden Stadt gewaltig an. Vor allem im Nordosten der Stadt dehnte sich das Neubaugebiet aus. Daher wurden Überlegungen angestellt, dort eine neue katholische Kirche zu bauen. Unter dem damaligen Pfarrverweser Josef Manz wurde 1956 ein Kirchbauplatz in der Taus erworben. Die Planungen wurden an den freien Architekten Rainer Serve aus Stuttgart zur Ausführung übertragen. Baubeginn war im September 1962. Die Bauarbeiten mussten infolge des strengen Winters 1962/63 lange Zeit ruhen. Aus diesem Grunde konnte erst im September 1963 die Grundsteinlegung erfolgen. Das Richtfest wurde im Oktober 1964 gefeiert.
Die Kirchweihe erfolgte durch Bischof Dr. Carl Josef Leiprecht am 26. Juni 1965. Im Herbst 1965 wurde der Kindergarten eingeweiht. Christkönig wurde zum 1. August eine eigene Seelsorgestelle (Kuratie). Josef Schnitzer wurde zum Kurat ernannt.
Das Gemeindehaus konnte erst am 1. Advent des Jahres 1967 eingeweiht werden. Am 10. März 1968 bekam die Christkönigskirche ihre erste Orgel. Am 1. März 1969 wurde Christkönig als eigene Pfarrei errichtet. Zum Gebiet der Christkönigskirche gehörten damals rund 3200 Katholiken. Bei der Johannesgemeinde verblieben rund 4500 Katholiken.
In seiner Konzeption über die Kirche schreibt Rainer Serve: „Der 37 Meter hohe Turm wurde an der höchsten Stelle des Grundstücks errichtet. Der Grundriss der Kirche basiert auf einer Trapezform. Der Innenraum ist völlig auf den Altar ausgerichtet, sodass keiner der ca. 500 Sitzplätze ohne Sicht auf den Altar ist. Der Hauptaltar wird durch ein seitlich angeordnetes, bis zum Dach reichendes Fenster gut beleuchtet. Durch die zum Chor hin aufsteigenden Seitenwände wird die Bedeutung des Altarraums zusätzlich hervorgehoben.“
Kreuzweg
Der Kreuzweg und das Mosaik über dem Altar stammen von dem Künstler Alfred Seidel. Sein Schaffen umfasst Grafiken, Öl, Aquarell, Linolschnitt, sowie Werke als Schriftsteller. In über 80 Kirchen der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat er künstlerische Ausstattungen geschaffen.
Mosaik
Das Natursteinmosaik von Alfred Seidel über dem Altar an der Chorwand zeigt einen großen thronenden Christus als König. Die ausgestreckten, weltumspannnenden Hände tragen die Erdkugel und das Buch der sieben Siegel der Apokalypse mit dem A und O. Das Mosaik hat die Form eines verklärten Kreuzes mit Gnadenstuhl.
Fenster
Die Fensterwände im Chor und im Schiff sind aus echt mundgeblasenem Antikglas hergestellt. Das Chorfenster vorne links ist in Gelb-und Blautönen gehalten. Diese Farben lassen an das Blau des Himmels und das Licht, das in Jesus Christus gekommen ist, denken. Der vor diesem Fenster stehende Taufstein, erinnert daran, dass sich in der Taufe der Himmel für uns uns öffnet und unsere Taufkerze am Licht des Auferstandenen, an der Osterkerze entzündet wurde. Bei jedem Betreten der Kirche bekreuzigen wir uns mit Weihwasser und erinnern uns damit an unsere eigene Taufe.
Emporenfenster
„Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden, Gott der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben (Lk 1,32).“. Dieser Bibelvers gab die Anregung für das Eingangsfenster über der Empore. Das Fenster knüpft damit an, an die Verkündigung des Engels Gabriel an Maria. Man sieht in dem Fenster auch deutlich den Stern Davids, der bei der Geburt Jesu als Stern über Bethlehem aufgehen wird. Das Fenster bezieht sich natürlich auch auf die Musik, auf die Orgel und den Chorgesang, der auf der Empore seine Platz hat. König David hat mit seiner Harfe in der Hand viele Psalmen geschrieben und gesungen. Außerdem bezieht sich das Fenster auf das Mosaik an der Altarwand, das Christus als König darstellt. In Christus hat sich diese Verheißung aus Lk 1.32 erfüllt.
Marienstatue
In der großen Kirche wirkt sie auf den flüchtigen Besucher unscheinbar. Es lohnt sich aber genauer hin zu schauen und die Symbolik dieser Darstellung zu entdecken. Es dürfte sich um ein Kopie einer spätgotischen Madonna handeln. Besonders auffällig ist das sehr lebhafte Jesuskind. Es scheint fast so, a ob Maria es festhalten muß, damit es nicht entflieht. Es will hinunter zu den Gläubigen, um sein Erlösungswerk zu vollbringen. Auch hier deutet sich schon das Kreuz an: Wie ein Kreuz ausgestreckt liegt das Kind in den Armen seiner Mutter. In der einen Hand hält es schon die Weltkugel. Es will der Welt das Heil bringen, mit der anderen hält es sich an der Gottesmutter fest. Noch scheint seine Zeit nicht gekommen. Aber schon als Zwölfjähriger wird er seinen eigenen Weg gehen und den Menschen die frohe Botschaft vom Reich Gottes verkünden.
Krippe
Die Krippe in der Christkönigskirche ist ein Werk des Bildhauers Wilhelm Mayer (1904-1989). Als Gemeindemitglied fand er sich 1966 dazu bereit, eine besondere Weihnachtskrippe zu schaffen, die zum Betrachten und Nachdenken einlädt.
- Wilhelm Mayer studierte an der Kunstakademie Stuttgart bei Ludwig Habichs und wurde später Mitglied im Verband bildender Künstler Württemberg e.V. Er präsentiert sich in öffentlichen Arbeiten gleichermaßen weltlicher wie sakraler Kunst. Man begegnet ihnen vornehmlich in der Region Stuttgart/Backnang. Der Künstler verwendet oft Eiche und Linde. In seinen Holzskulpturen spricht er eine an Barlach erinnernde gestalterische Sprache, die eine besondere Expressivität und Ruhe vermittelt. Die realistisch natürliche Darstellung der Krippenfiguren erreicht trotz und mit einer unverwechselbaren Authentizität jeden Betrachter unmittelbar.
Vom Evangelium her ist diese Krippe ins Auge zu fassen. Es soll nicht diese oder jene Kunstrichtung dargestellt werden, sondern der Kern der biblischen Weihnachtsbotschaft.
Mitten im Alltag stehen diese Menschen. Man erkennt es an ihrer Kleidung. Man sieht es an ihren Werkzeugen und an der Art ihrer Beschäftigung. Nicht an einem besonderen Festtag, sondern an einem Tag wie jedem anderen wurde Jesus von Nazareth in Bethlehem geboren.
Eine Trennwand wird sichtbar. Gruppen entstehen. Nur die einen lassen sich ansprechen und herbeirufen, die anderen gehen zu sehr in ihrem augenblicklichen Tun auf und bleiben taub für den Anruf der Stunde. So finden sich schließlich nur Angehörige des niedrigen und verachteten Volkes und ein paar „ungläubige“ Heiden bei der Kruppe ein, während die „Großen“, die „Vertreter von Staat und Kirche“, die Repräsentanten von handel und Wirtschaft sowie des gesellschaftlichen Lebens fern bleiben.
Nur einzelne finden den Weg zur Krippe. Die Mehrzahl der Leute hat keine Zeit und keinen Sinn für das Kleine und Schwache, in dem Gott uns begegnet.
In der Annahme, dass es hier einiges zu überlegen und zu erkennen gibt, wünsche ich Groß und Klein beim Betrachten der Weihnachtskrippe von Wilhelm Mayer den richtigen Blickwinkel, etwas Freude und genügend Zeit zum Nachdenklichen Verweilen. (Pfarrer Josef Schnitzer, + 2018)