Von Wolfgang Beck

Das älteste Osterzeugnis ist ein ganz kurzes Bekenntnis: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden. So kurz, so wenig bildreich – obwohl wir Menschen doch Bilder brauchen, um uns etwas vorzustellen. Die Evangelien erzählen Geschichten, die das veranschaulichen, nennen Namen wie etwa den von Maria von Magdala. Das erste Zeugnis weiß dies nicht. Vielleicht ist das eine Chance, dieses Bekenntnis mit eigenen Erfahrungen und Bildern zu füllen. Denn die Schar der Osterzeugen und Jüngerrinnen und Jünger hört ja nicht mit Beendigung der Zeit der Bibel auf. Auch Paulus benennt sich, nach seiner eigenen Damaskuserfarung, als Zeuge der Auferstehung. Auferstehung ist auch nicht verfügbar und braucht persönliche Erfahrungen. Es stellt sich die Frage nach uns: Was erleben wir? Wo staunen wir? Wo machen wir Erfahrungen des Lebens, manchmal entgegen aller Wahrscheinlichkeit und Hoffnungslosigkeit? Gibt es Erfahrungen des Sinns, eines Grunds, einer Richting, eines Ziels? Woher und wohin gehen wir? Blitzt da manchmal, vielleicht äußerst selten, etwas in unser Leben hinein? Im Blick auf den Tod etwa sagte einmal der bekannte katholische Theologieprofessor Karl Rahner: Es wird alles anders sein, ein Bruch mit allem. Keine einfache Fortführung des Bisherigen. Und doch muss es uns ganz und gar entsprechen, muss es ganz und gar mit unserem Leben korrespondieren. Das gilt sicher auch schon im Blick auf unsere diesseitige Ostererfahrung. Das, was uns berührt und Hoffnung schenkt, ist immer etwas ganz anderes, nichts Vordergründiges und einfach Fassbares. Freilich nur in Bildern können wir das, was uns weiterleben lässt und Mut macht, in Worte fassen. Mich persönlich beflügeln diese Tage von Palmsonntag über Gründonnerstag bis Karfreitag und dann Ostern und ich kann nicht mal genau sagen, was da ist. Aber ohne Ostern kann ich mir mein Leben nicht mehr vorstellen.

aus: BKZ vom 08.04.2023