contraPUNKT6
contraPUNKT6 ist ein musikalischer Adventskalender: Die Lesung des Tages aus dem Alten Testament trifft auf eines der 24 Präludien und die entsprechende Fuge aus dem ersten Teil des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach.
contraPUNKT6 nimmt bewusst keine Zuordnung der vermeintlich „passenden“ Musikstücke zu den Lesungen vor. Die Musikstücke treffen so quasi zufällig auf die Texte. Und doch entsteht so ein Sinn, ein Kontext. Denn jedes Stück hat einen ausgeprägten Charakter, und dieser Charakter beleuchtet jeweils einen Aspekt der Lesung. Welchen?
contraPUNKT6 setzt einen Kontrapunkt zum Alltag, ist eine Insel, wo Sie ganz Ohr sind. Wie Goethe:
„… dort war mir zuerst, bey vollkommener Gemütsruhe und ohne äussere Zerstreuung, ein Begriff von eurem Grossmeister geworden. Ich sprach’s mir aus: als wenn die ewige Harmonie sich mit sich selbst unterhielte, wie sich’s etwa in Gottes Busen, kurz vor der Weltschöpfung, möchte zugetragen haben. So bewegte sich’s auch in meinem Innern, und es war mir, als wenn ich weder Ohren, am wenigsten Augen, und weiter keine übrigen Sinne besäße noch brauchte.“ (Goethe am 21. Juni 1827 an Zelter, als ihm der Organist Heinrich Friedrich Schütz in Bad Berka aus dem „Wohltemperierten Klavier“ vorgespielt hatte.)
Hier noch ein paar Hörhilfen zu den Stücken von Bach:
– Machen Sie es wie Goethe und nehmen Sie sich Zeit zum Hören. Am besten auch einen (guten) Kopfhörer. Und machen Sie nichts parallel.
– Bach Musik offenbart bei jedem nochmaligen Hören neue Schichten. Beim ersten Hören verpasst man die meisten Schönheiten meist.
– Versuchen Sie gerade die Fugen so zu hören, als würden mehrere Musiker verschiedenen Instrumente spielen oder ein Chor die einzelnen Stimmen singen.
– Hören Sie nicht auf die „Melodie“, die oberste Stimme, sondern auf die tiefste, oder – noch interessanter – die Mittelstimmen.
– Was hat die Musik für einen Charakter/Affekt? Was hat das mit der Lesung zu tun?