von Josef Klein

In dem Gedicht „Freude schöner Götterfunke“ schreibt Schiller: „Alle Menschen werden Brüder“ – und Schwestern, füge ich hinzu. Meint Schiller mit „werden Brüder“, dass wir noch nicht als Schwestern und Brüder miteinander leben? Wenn wir bedenken, wie Menschen früher und heute feindlich miteinander lebten und leben, scheint Schiller auf die Zukunft zu hoffen. Andererseits gab und gibt es viele Menschen, die geschwisterlich gut zusammen lebten und leben.

Menschen, die an den Gott der Bibel glauben, sehen sich als Geschwister. Denn Gott hat alle Menschen geschaffen, egal auf welchem Kontinent sie leben, egal was sie glauben, egal von was sie überzeugt sind. Nicht egal war es Gott, wenn seine Kinder nicht als Schwestern und Brüder gut zusammen lebten.

Seine Kinder hat Gott nicht in eine Steppe gesetzt, sondern in einen Garten voller Lebensmöglichkeiten. Jesu, so erzählt die Bibel, hat Menschen, die im Leben zu kurz gekommen sind, geheilt, ihnen neue Lebensmöglichkeiten eröffnet.

Wie solche Lebensmöglichkeiten gelingen, zeigt die Interkulturelle Woche, die jetzt nicht nur in Backnang beginnt. In Backnang leben seit Jahren Menschen aus etwa 130 verschiedenen Nationen zusammen. Sie leben zusammen als Nachbarn, Kollegen, Freunde, oft auch mit heftigen Konflikten. Dass wegen der Konflikte die AfD und ihre Anhänger „Remigration“, also „Ausländer raus“ fordern, verstehe ich nicht.

Denn wenn die ausländischen Menschen rausmüssten, wer würde dann im Handwerk, in der Pflege, in der Gastronomie, in der technischen Entwicklung, in der Forschung die kompetente Arbeit leisten? Eine Arbeit, die wir notwendig brauchen.

Wenn die Ausländer rausmüssten, würde nicht nur ich Menschen als Gastronomen, Nachbarn, Kollegen schmerzhaft verlieren. Schmerzhaft auch, weil wir viele Freunde verlieren würden.

In der Interkulturellen Woche machen die Stadt und die beteiligten vielfältigen Gruppierungen deutlich: Integration, also gemeinsames Leben, gelingt.

Darin sehe ich und viele von Jesus Christus Begeisterte etwas von seiner Botschaft vom Reich Gottes: Jesus macht Mut, dass wir beginnen, als Schwestern und Brüder zu leben. Auch wenn viele nicht mitmachen, machen wir dennoch weiter. Das ist richtig und wird von Gott zum Erfolg geführt. Deshalb: „Freude schöner Götterfunke“, denn wir wollen leben als Schwestern und Brüder. Das verbindet uns Christen auch mit Hindus und Muslimen, mit Agnostikern und Atheisten.

in: BKZ vom 20.09.2025