Von Carsten Wriedt

Mit der Feier des Palmsonntags, der liturgisch durch die Prozession mit Palmbuschen illustriert ist, eröffnen die Christen mit großem Jubel – „Hosanna dem Sohne Davids“ – diese ganz besondere Woche, an deren Ende mit Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag, Osternacht und Ostertag das herausragende Ereignis des christlichen Glaubens gefeiert wird: Christus überwindet mit der Auferstehung den Tod und weist den Weg durch den Tod hindurch in das Leben. Aber lassen wir uns auf die ungewöhnliche Liturgie ein, die nicht nur auf das „Happy End“ schaut.

Mit dem Feiern der österlichen Tage wird die Wahrnehmung dieser Glaubensereignisse entschleunigt, ausgebremst in die Einheit der Zeit. Für die katholischen Gläubigen wird ab dem Gründonnerstag ein Gottesdienst gefeiert, dessen Ende in der Osternacht liegt. Die Liturgie lädt die Gläubigen ein, am Gründonnerstag nicht nur das letzte Abendmahl mit der Fußwaschung zu bedenken, sondern diesen Abend zu vergegenwärtigen. Denn das Feiern findet mit dem letzten Gesang keinen liturgischen Abschluss. Alle sind eingeladen, ob in der Kirchen oder daheim, wie die Jünger zu wachen und zu beten. Was für eine Erfahrung: Müde und erschöpft vom Tagewerk in der Anbetung zu verweilen, sich in die Angst der Jünger bei der Verhaftung Jesu zu versetzen, einzuschlafen. Christus wird die ganze Nacht verhört und gefoltert – in diesem völlig erschöpften Zustand geht er nach der Verurteilung am Karfreitag den Kreuzweg.

Stellen Sie es sich vor: Der geliebte Freund, Bruder – der Sohn wird erniedrigt, zu Unrecht verurteilt und Sie können noch nicht wissen (und schon gar nicht verstehen), dass genau dieser Weg des Leidens und Sterbens den Menschen in das Heil führen soll. Karsamstag soll als Tag der Grabesruhe „ausgehalten“ werden – ohne jede Festlichkeit, bis sich in der Osternacht das Licht des Lebens allmählich den Weg in die Kirche, in das Leben der Gläubigen bahnt. In der Begleitung Sterbender erfahren wir etwas von der (quälenden) Lngsamkeit des österlichen Geschehens, die uns die Liturgie auferlegt. Wir können den Weg unserer Sterbenden nur bis zum Tod begleiten, brauchen viel Kraft und Halt, um das Stillerwerden, das Leiden, manchmal Angst und Verunsicherung behutsam mitzugehen. Aber wie oft wurde ich als Begleiter schon von der Glaubenskraft Sterbender gestärkt, die zuversichtlich auf den Tod zugingen, um an der Hand Jesu hindurch- und weiterzugehen.

in: BKZ vom 12.04.2025